Während
ich am Hüten war, kam zufällig Michael Schick, ein Fotograf der
Frankfurter Rundschau, vorbei.
Die
Herde stand weit, die Hunde machten ihre Arbeit und ich mit Hut auf
meinen Stock gestützt.
Ein
alter und zeitloser Anblick der in Passanten immer etwas bewegt.
So
fragte mich Herr Schick ob er Bilder machen dürfe.
Natürlich,
gerne.
Drei
Stunden später verabschiedete er sich mit dem zufriedenen Ausdruck
von einem, der einer Schafherde beim Fressen zugucken durfte.
Am
02.02.2018 erschien dann ein Bild mit kurzem Kommentar in der
Frankfurter Rundschau, darauf mein Altdeutscher Hütehund Lillebror
an den Schafen.
Nicht
lange darauf bekam ich über facebook eine Anfrage von Muriel Frank. Für die
Frankfurter Neue Presse beziehungsweise das Höchster Kreisblatt
wollte sie eine Geschichte und ein Video-Porträt über mich machen.
Dem
stimmte ich, nach Absprache mit meinem Auftraggeber, gerne zu.
Mir ist
es wichtig Schäferei und Schäfer im öffentlichen Sinn zu halten.
Und ja,
es macht mir auch Spaß.
So
wurde ein Termin für Donnerstag, den 22.02.2018 um 10/10.30 Uhr
gemacht.
Als
Treffpunkt würde ich einen google maps Punkt senden.
Ja, wo
genau stand bis zum Tag vorher noch gar nicht fest. Bei
Terminabsprache wusste ich noch nicht einmal, ob wir bis dahin die
Herde nicht aufgestallt hätten, den Beitrag im Stall drehen müssten.
Doch
Wetter und Futter spielten mit und als ich Mittwoch den Nachtpferch
zur neuen Fläche fuhr konnte ich auch den Treffpunkt für den
nächsten Tag senden.
Alles
nach Plan.
Der
Donnerstag klart mit eisigen Minustemperaturen und herrlicher Sonne.
Es
haben zwei Schafe gelammt. Zwei runde kleine Lämmer deren Mütter
fürsorglich Nähe halten.
Die
Herde steht zufrieden, ist noch nicht am drängeln und ich schlage
erst einmal den Nachtpferch um.
Auch
wenn alles wie am Schnürchen läuft, bin ich jetzt schon etwas
aufgeregt.
Wie
würde es mit Lillebror werden?
Würde
mein nun zweijähriger Altdeutscher Rüde ausnutzen, dass ich
abgelenkt und unkonzentriert sein würde? Würde er irgendwelchen
Quatsch machen?
Und
ich? Würde ich dauernd ääh sagen? Oder irgendeinen Unsinn
erzählen?
Genug
gegrübelt. Als der Pferch fast fertig ist, kommen sie auch schon.
Muriel Frank und Fotograf / Kameramann Markus Künzel, warm
eingepackt und sofort angetan von den Schafen, die sie neugierig
inspizieren.
Während
die beiden ihr Equipment richten, baue ich den Zaun zu Ende. Die
Schafe stehen brav auf ihrem alten Pferchpatz, während Ylva und
Lille die abgebauten Zäune ersetzen.
Als
erstes soll das Gespräch stattfinden. Das kommt mir gut zu Pass, bin
ich doch nachher am Hüten und kann nicht voll bei der Sache sein.
Das
Interview beginnt und ich brauche einen Moment, um umzusetzen, dass
man später die Fragestellerin nicht hören wird und ich deshalb
die Frage in meine Antwort einbauen muss. Doch dann plaudere ich
frei von der Leber weg und beantworte fröhlich und ehrlich alles. (Heute bin ich froh, dass nicht alles persönliche auch im
Video ist 😉.
Auch nicht in den Beitrag geschafft, hat es der Hinweiß auf die Demonstration zur Rettung der Schafhaltung am 13. März 2018. Hier der link dazu: Demo zur Weidetierpraemie am 13. März 2018 )
Auch nicht in den Beitrag geschafft, hat es der Hinweiß auf die Demonstration zur Rettung der Schafhaltung am 13. März 2018. Hier der link dazu: Demo zur Weidetierpraemie am 13. März 2018 )
Die
Schafe warten derweil friedlich ab. Nur Lille ist sichtlich unruhig
auf seiner Grenze, will gerne zu mir kommen und quietschend
rumdrängeln, damit es doch nun endlich los geht. Doch lässt
er sich gut zur Ordnung rufen.
Ist er
begeistert, als ich das Signal zum Aufbruch gebe!
Wir müssen ein
kurzes Stück auf neues Futter ziehen, die Schafe folgen mir brav
und ich lasse die Hunde nicht laufen, zu aufgezwiebelt sind sie.
Endlich
auf frischem Gras verteilt sich die Herde zum Fressen. Das Stück ist ein langes Tal, auf der einen Seite Wald, auf der anderen ein
Feldweg. Die eine Richtung ist offen und in die andere ein Graben mit
dahinter wieder frischem Futter.
Ylva
lasse ich auf dem Weg laufen und Lille hält vorne mit mir die Front
zum frischen Futter.
Muriel
Frank stellt weiter Fragen und Markus Künzel filmt und
fotografiert.
Und
Lille?
Was
hatte ich mir Sorgen gemacht.
Aber
was tut er?
Er
hält selbständig die freie Grenze zum frischen Futter. Als die
Herde dann kippt, auf der anderen Seite über den Graben drücken
will, wechselt er über Ylvas Weggrenze auf die Außenseite, wehrt hinter
dem Graben.
Ohne
dass ich irgendetwas zu ihm sage, übernimmt er die Aufsicht über das
ganze Gehüt. Ja, er schneidet etwas die Ecken ab, läuft keine exakt
rechten Winkel beim Seitenwechsel, aber er pendelt immer da, wo es
nötig ist, hat alles im Blick, setzt seine Grenzen durch
ohne Schafe wuschig zu machen.
Ich
beobachte das tief beeindruckt, nehme mir vor, meinem Hund in
Zukunft mehr Freiheit zu lassen.
Einmal
drückt eine kleine Blase von Schafen am Wald entlang weiter auf
frisches Futter. Lille hat sie bisher gewähren lassen. Markus
Künzel fragt, ob ich Lille da nicht mal hin schicken könnte.
„Kann
ich machen, aber dann knallts.“
Ja, ich
solle es bitte.
Also,
leise: „Lille!“
-Was?
Wo? Yeepy!
Und
Lille räumt ziemlich altdeutsch mit der Blase auf. Natürlich kommt
das dann auch ins Video.
Der vermutlich mehr Aktion gewohnte Kameramann meint, dass er nun
ziemlich viele Schafsbilder hat, was es nun noch zu filmen
gäbe?
Naja,
ich könnte einem Tier die Klauen schneiden.
Gute
Idee, und da ist doch eine die hinkt.
Die
Herde steht fressend im weiten Gehüt und ich habe die Hinkerin im
Augenwinkel.
So nahe
die Schafe Dich lassen, so gerne sie kommen und an Dir rum nutzeln,
wissen sie, dass Du sie fangen willst, bekommst Du sie nur, wenn die
Herde eng steht, andere Schafe den Fluchtweg blockieren. Also
schlendere ich unauffällig in der Nähe der Hinkerin, gucke bloß
nicht zu ihr.
Oh, und
versuche nicht zu nervös zu sein ob des filmenden Publikum.
Und da ist der Moment, ich bin nahe genug, mit dem Fanghaken meiner
Schäferschippe hake ich das Hinterbein ein. Hab sie!! Auf den
Hintern gesetzt und das Klauenmesser gezückt. Der Hinkefuß ist
deutlich wärmer als die anderen, das Zeichen einer Entzündung.
Nach vorsichtigem Abtragen kommt auch schon Eiter, da war wohl ein
Dorn gesessen. Ich schneide das vereiterte, tote Horn weg und sprühe
Blauspray zur Desinfektion auf. Nun bekommt das Schaf noch eine rote
Markierung auf den Kopf, damit man weiß, dass sie behandelt ist
und sie darf wieder laufen. Wunderbar, dass hätte doch besser nicht klappen können. Erleichterung.
Auch
meine beiden Besucher sind beglückt. Mehr Aktion, außer das
ich noch eine heiße Tasse Tee trinke, kann ich nicht bieten. Und
doch haben beide Zufriedenheit in ihren Gesichtern, als sie sich nach
vier Stunden verabschieden. Etwas die absolute Ruhe und den Einklang einer zufrieden fressenden Schafherde genossen.
Sie machen noch ein paar Aufnahmen der Mütter mit ihren Lämmchen, die brav am Pferch stehen geblieben sind, um später in den Stall gefahren zu werden.
Sie machen noch ein paar Aufnahmen der Mütter mit ihren Lämmchen, die brav am Pferch stehen geblieben sind, um später in den Stall gefahren zu werden.
Ich
ziehe mit der Herde weiter zum nächsten frischen Stück, die Schafe
grasen, die Hunde pendeln, die Sonne scheint. Perfekt.
Meinen
Dank nochmal an Muriel und Markus für den wirklich gelungenen
Beitrag über mein Leben als Schäferin.
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