Freitag, 29. November 2019

November 2019 in Hessen


Von der Eifel geht es weiter in den Taunus.
Zwei Jahre ist es nun her, dass ich das letzte Mal hier gearbeitet habe.
Gleich am ersten morgen fahren wir mit zwei Hängern zu einem Nachbarschäfer, 20 Schafe kaufen.
Warum kauft ein alter Betrieb mit lange etablierter Herde Mutterschafe zu?
Sicher, es sind mit die stattlichsten, bestversorgten Merinos die ich je gesehen habe.


 Aber damit braucht sich der Betrieb auch nicht verstecken, definitiv nicht.
Also warum?
Es sind die letzten.
Die Zwanzig letzten.
Einer Ära.
Eines Schäferlebens.
Zu ende, vorbei.
Die Gesundheit schafft selbst diese Zwanzig nicht mehr.
Ein Lebenswerk, zu ende.
Da ist es ein gutes Gefühl, dass zumindest diese letzten in einer Herde aufgehen die es Wert ist.
Wir führen die üblichen Schäfergespräche.
Und, ach, wenn es Dir langweilig wird, wir machen Dir den Stall voll.
Also im Frühjahr, wenn Du wieder fit bist, kommste sie wieder holen!
Das ist ganz einfach, Du kommst, rufst, und alle 20 werden die Herde verlassen und zu Dir kommen.
Das glaube ich sofort.
Es reicht ein Ruf von ihm und sie folgen treu auf die Hänger.
Abschied.


Etwas was so vielen Schäfern dieser Tage blüht.
Keine Kinder die das Lebenswerk übernehmen wollen.
Kaum Stallfläche, keine Zahlen die in irgendeiner Weise zum Weiterführen einladen. Oder keine Pflegeflächen, eigenes, oder Pachtland, was ganz andere Werte hat, wenn es denn nicht mehr Schafweide ist.
Der Schmerz einer aussterbenden Zunft.
Und der Stolz.
Ein rechter Schäfer ist immer bei seiner Herde, 365 Tage im Jahr.




Und dann bist Du das, arbeitest Deinen Rücken krumm und für was?
Nicht nur, dass Deine Kinder es garantiert anders haben wollen.
Das auch.
Aber war es ein florierender Betrieb?

Hieß nicht jeder Schaden am Betriebsauto schlaflose Nächte?
Ganz zu schweigen von Trockenheit, Nässe, Kälte, Hitze, Gülle, Moderhinke, Blauzunge, Futterpreise, Haarlinge, Lämmer...
Dann kommt 2019.
Und der Markt, der schon seit Jahren gerade mal die Hälfte des Kilopreis für das Lamm zahlt, der einen Betrieb tragfähig macht, nun bricht er total ein. Es werden einfach die Lämmer nicht mehr abgenommen. Preise von 2 Euro das Kilo Lebendgewicht. Oder der Händler geht nicht mal ans Telefon.
Und das obwohl Deutsche Lämmer gerade mal noch 39 % des eigenen Marktes ausmacht.
Soll ich da noch „Wolf“ sagen.
Ja, nichts nutzt da mehr der Stolz.
Ich kann es keinem Verdenken, der sagt, dass tue ich mir nicht an.


 


Naja, mache ich ja auch nicht.
Selbstständig als Aushilfe und Betriebshelfer im Schäfereibetrieb mit eigenen Hütehunden.
Damit ich noch Zeit für die Kinder finde.
Damit ich den Betrieb wieder verlassen kann, die Sorgen und Ängste dort belasse.
Nicht einfach.
Und dann all die Absagen.
Ich bin voll, Ausgebucht mit Stammkunden.
Und doch kaum eine Woche ohne Anfrage, die Hoffnung auf Urlaub, ein paar Tage raus, den Betrieb in guten Händen wissen.
Aber auch oft Verzweiflung, Not, Krankheit, Verletzung.
Und die Herde muss doch laufen!
Ist denn niemand da der rettet?
Und alles was ich mache ist ablehnen, alles Gute und viel Kraft wünschen.
Die Daumen für eine Lösung drücken.





Und dann die andere Seite:
Junge, engagierte SchäferInnen, die sich an diesem Ehrenkodex aufreiben.
Kein Frei, kein Urlaub, kein Feierabend.
Ein Gehalt das weit, weit vom Mindestlohn entfernt ist.
Da kann sich ein Schäfer schon freuen, wenn er Mindestlohn auf eine normale 38,5 Stunden Woche bekommt. Eine Stundenzahl bei der man spätestens Donnerstag Nachmittag die Schippe fallen lassen könnte.
Aber Frei?
Gibt es nicht.
Standard ist in etwa so:
Klar kannst Du frei machen. Bau Netze vor.
Natürlich, ich baue 12 bis 20 Netze zusätzlich, stelle die Herde da rein. Fahre mit dem unsicheren Gefühl, wird das Futter reichen? Und dann, wieder zurück, müssen die Netze ja auch zusätzlich abgebaut werden.
Niedergang eines Berufstandes, der doch so wertvoll ist.



Aber genug davon.
Ich bin wieder in Hessen.
Hier habe ich 2015 mit meiner Selbständigkeit begonnen.
Das erste mal aus Schleswig-Holstein raus gearbeitet.
Das erste mal Merinos.
So viele Erinnerungen.
Und so viel hat sich verändert.
Ich habe mich verändert.
Keinerlei Furcht mehr, dass mir die Herde aus der Kontrolle geraten könnte.
Und Merinos sind keine unbekannte Spezies mehr für mich.
Tiefe liebe erfüllt mich für diese weißen, großohrigen Riesen.
Und sie danken es mir.
Was habe ich früher gekämpft, dass sie mir horchen.
Ich lockte, und vielleicht guckte mal jemand in meine Richtung, mehr nicht.
Jetzt folgen sie mir auf Schritt, ein Ruf genügt, sie achten auf mich.


Nach zwei Jahren!
Natürlich spielt meine Sicherheit und Selbstvertrauen eine große Rolle.
Und Lillebror.


Hast Du solch einen Hund, dann braucht gar nicht so viel geschehen.
Eingehütete Schafe wissen genau, was sie dürfen und was nicht.
Aber sie sind auch Meister im erkennen der Schwachstellen, besonders im Hund.
Ein Hund wie Lille, da wird es gar nicht erst versucht.
So ist das Hüten der Herde mal wieder mein großes Vergnügen.
Zusammen mit meinen Hunden, der Herde, unterwegs durch Wald und Feld.
Es ist und bleibt meine große Leidenschaft.


Wenn nicht da die Sorge um Lillebror wäre.
Er hatte Rückenschmerzen.
Beim Springen ins Auto oder über einen Graben schrie er.
Die Osteophatin kam, behandele ihn.
Auch wenn eine Behandlung so viel kostet, wie ich an einem Tag verdiene.
Es ist faszinierend wie sie durch fühlen und schieben die verdrehten Wirbel wieder an ihren Platz rücken. Auch die Organe liegen nicht richtig. Ob es noch daran liegt, dass als Welpe der Heurundballen auf ihn gefallen ist?
Er bekommt Entzündungshemmer und Schmerzmittel. Durfte nicht arbeiten. Für die Eifel ok, war ich dort doch nur am Netzen.
Doch hier in Hessen muss er wieder, will er wieder.
Der Rücken zeigt sich gut, doch er fängt an auf der Hüfte zu eiern.
Dazu bei unbedachten Bewegungen Schmerzäußerungen.

 
  
Ich bin besorgt.
Nein, panisch!
Er wird doch diesen Monat erst vier Jahre!
Viel zu jung für solche Probleme.
Es gibt HD, sowohl in seiner Mutter als auch in seiner Vaterlinie.
Hüftgelenkdysplasie, etwas, was wir Schäfer so gerne als nicht unser Problem betrachten.
Dabei kommt es vor. Und, da die Hunde ja muskulär in top Kondition sind, fällt es oft erst sehr spät auf. Der Hund ist bereits alt, hat sich schon längst vererbt. Machen kann man dann ja auch nichts mehr, warum also untersuchen lassen?
Lille läuft so schlecht, dass ich mir schlimmstes ausmale.


Ist die Zeit die wir mit einem Hund haben nicht schon viel zu kurz?
Muss denn da noch Krankheit verkürzend eingreifen?
Und dann Lille!
Der Hund in meinem Leben!
Nicht nur der begabteste aller Hütehunde mit denen ich je gearbeitet habe, nein, auch der, der am tiefsten in meinem Herzen sitzt.


Für Zuhause mache ich direkt einen Röntgentermin für Hüfte und Rücken. Dazu, sollte sich der Verdacht bestätigen, gleich die Kastration. So braucht es nur eine Narkose. Und ich möchte nicht, dass er mit solch einer Genetik vererbt.
Bange Tage für mich.
Und viel zu viel Gedankenkarussell.
Was machen, wenn sich die Befürchtungen bewahrheiten?
Für den Hund ein neues Zuhause finden?
Wo er in seinem Bewegungsdrang eingeschränkt wird, wo er keine Schafe sieht?
Oder ihn behalten, auf Schmerzmitteln laufen lassen, so lange er möchte?
Ist das Egoismus?
Könnte man ihn Fragen, wäre seine Antwort klar.
Lillebror würde immer die Schafe wählen.
Er läuft unter Schmerzen, mit offenen Pfoten, auf drei Beinen, egal.


Die Zeit, in der er nicht mit darf, heult er entrüstet.
Ja, für Schafe würde er sogar mich stehen lassen.
Hüten, hüten, hüten.
Ist dies Egoismus?
Und dann der Termin, die Aufnahmen.
ALLES GUT!!!!!
Keine HD, nichts am Rücken!
Perfekte Knochen!
Yeah!
Was er dann hat?
Vielleicht ein Nerv der einklemmt.
Man könnte eine Tomographie in einer Klinik machen.
Ein 1000der würde da aber gewiss fällig. Lach, Schnaub.
Jetzt ist er erstmal wieder auf Schmerzmittel und wir schauen, wie der nächste Arbeitseinsatz wird.




Dienstag, 1. Oktober 2019

August 2019


Hey Ihr alle,
Entschuldigung dass es so lange gedauert hat bis zum nächsten Bericht.
Irgendwie ist bei mir etwas die Luft raus.
Die Arbeit erschöpft mich mehr als früher. Abends sinke ich nur noch erschlagen zu Bett.
Kein Lesen, kein Film, gerade mal noch etwas Musik auf den Ohren.
Und wie oft wache ich mitten in der Nacht auf, eingewickelt in das Kopfhörer Kabel, Musik immer noch am Laufen?
Und dann bin ich wach, es wird vier, halb fünf, fünf.
Nein, ich versuche mich nicht zu ärgern und erst recht das Gedankenkarussell aus zu lassen.
Manchmal chatte ich mit der anderen Seite der Welt, die haben jetzt gerade Abend.
Wenn ich mich freuen kann mal fünf Stunden am Stück geschlafen zu haben, macht das die Tage nicht wirklich leichter. Im Gegensatz zu früher kann ich auch in fast jeder Situation direkt einschlafen.


So wie neulich.
Ich bin auf dem Weg von der Schäferei in der Eifel 450 Kilometer Südöstlich zum nächsten Betrieb im tiefen Schwabenländle.
Es ist regnerisch, die Autobahn voll und ich auf der mittleren Spur.
Ich wache auf, als das Auto die Spur verlässt.
Rechtzeitig.
Knapp!
Viel zu knapp!
Als ob es etwas macht, wenn ich bei dieser Kilometerzahl eine Stunde später als angekündigt da bin.
Der einzige der mich unter Druck setzt, bin ich selbst!
Hör verdammt noch mal auf damit!
Das hätte Dich diesmal beinahe getötet.
Ja, erschöpft.



Und hier, wieder Zuhause im hohen Norden, will ich nicht an Schafe denken, an Arbeit.
Jetzt gedanklich zurück gehen, darüber schreiben?
Nein.
Ich will nicht.
Was ist, wenn da der burn out winkt?
Doch dann, heute morgen.
Ich bin auf der täglichen Fahrradtour mit den Hunden durch den stadtnahen Wald.
Ja, so Hütehunde kannste nicht einfach, wie anderes Handwerkzeug, an den Haken hängen nach Feierabend. Die Leben mit der Familie in der 50qm Stadtwohnung.
Da muss ich beschäftigen.
So also das Fahrrad.
Mitten im Wald und plötzlich vor mir auf dem Weg, was ist das denn?
Ziegen.

Wirklich Ziegen!
Cool! Jemand geht mit seinen Geißen im Wald spazieren.
Jemand?
Da scheint gar keiner dabei zu sein?
Hallo? Ist da noch jemand?
Nein.
Die Ziegen sind alleine unterwegs.
Ha, ha, ha!
Wie wahrscheinlich ist denn, dass ausgerechnet eine Schäferin über diese Ziegen im Stadtwald stolpert.
Ca. 15 Ziegenböcke!
Okay.
Und nun?
Ich rufe die Polizei an, erzähle was los ist.
Sie wollen kommen. Aber der Weg ist schwer zu beschreiben. Ich sage, ich bringe die Ziege zu der großen Wiese, leichter zu finden.
„Nein! Lassen sie bloß. Bleiben sie bitte wo sie sind, die Kollegen kommen.“
Ja, ja.
Aber gut, dann halten wir uns an die Ansage.
Nur die Ziegen nicht, verlassen den Weg und machen sich ab in die tiefen des Waldes.

So nicht!
Ylva raus gestellt, die eine Seite blockieren. Die andere Seite übernimmt der See. Ich schiebe von hinten mit Lille an der Leine.
Der ist natürlich total am Durchdrehen, endlich arbeiten.
Aber los kommst er nicht! Viel zu durchgeraddelt, um an so paar fremde Geißen zu gehen!

Nicht lange und wir haben das Herdchen auf die Waldwiese verfrachtet. Klare Weggrenzen, da darf nun auch Lille los. Glücklich pendelt er sich ein.
Wir hüten!

Hüten!!!
Ein totales Glücksgefühl durchströmt mich!
Wie geil!
Fuck burn out!
Von wegen!
Ja, ich muss vielleicht meine Arbeitsbelastung verändern!
Aber nicht meinen Beruf!



So trifft eine ganze Weile später die Polizei auf eine fröhliche Schäferin die mit zwei Hunden fremde Ziegen hütet.
Ich beschreibe die Situation.
Die beiden nehmen meine Personalien auf, ja, das ist auch etwas was in ihre Routine passt.
Mit allem weiteren sind sie eigentlich Überfordert.
Auf Fragen erkläre ich, dass das alles Böcke sind und die Rassen, Burenziege, Toggenburger, vermutlich Thüringer Waldziege und gemixte Tiere. Außerdem, dass sie alle elektronische Ohrmarken haben.
„Das ist ja schon mal gut.“
Ich schaue ihn etwas mitleidig an, wie er denn die Ohrmarke lesen wolle.
Ja, die Böckchen sind nett, lassen einen nahe ran, aber eins packen?
Sicher nicht.
Auch erkläre ich, dass die große Nummer die Einzeltierkennzeichnung ist, die Betriebsnummer ist die kleine darüber.
Wo sie denn anrufen müssen, wenn sie die Nummer haben?
Na beim Amt.
Welches Amt genau.
Oh, dass weiß ich nicht, habe keine Tiere hier. Aber wenn sie bei der Stadtzentrale anrufen, die müssten es sicher wissen.
Damit bin ich entlassen.
Hätte ich nicht zu tun, ich wäre gerne geblieben, hätte Mäuschen gespielt.
Wie sie das wohl gelöst haben?
Und mit diesem Erlebnis ist meine Motivation zurück.
Fuck the burn out!

Also Bericht schreiben.Zurück ins Schwabenländle.
Das vierte Jahr.
Routine.
Auch wenn die Schafe wieder in auf anderen Flächen weiden als die Jahre zuvor.
Das ist genau meins, immer wieder neues zu erkunden!


Und dann diese unglaublich nette, brave Merinoschafherde.
Ja, es macht mir Freude.
Einen Tag bekomme ich Besuch von einer Photographin. Sie begleitet mich einen vollen Tag mit der Kamera. Ich bin zuvor nicht wirklich enthusiastisch, nicht nur bin ich gerade aus einer heftigen PMS Attacke mit drei Tagen migräneartigen Kopfschmerzen getaucht.


Auch ist es einfach nicht etwas was ich wünsche:
Gesellschaft beim Hüten.
Also menschliche.
Aber nicht nur die wunderbaren Bilder die ich bereits von Cordula gesehen habe und das Wissen, dass ein Schäfer sie über Jahre gerne mit nimmt hatte mich zusagen lassen, sondern auch den wirklich netten Kontakt den wir bereits auf facebook pflegen.

Und meine Erwartungen werden im positiven bei weitem Übertroffen. Wir haben sofort einen Draht zueinander, finden 1000 und ein Thema zum Reden. Und doch stört sich auch keiner an den stillen Momenten. Auch weiß Cordula wo sie stehen muss, um das Geschehen nicht zu stören, mir nicht im Weg zu sein. Selbst die doch so fremdenscheuen Schafe nehmen sie als eine vertraute Person.
So vergehen die anderthalb Tage wie im Flug und zum Abschied bekomme ich diesen unglaublich schönen Satz geschenkt:
„Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Ich hatte erwartet eine Schäferin zu treffen, aber kennen gelernt habe ich Dich!"


Von Cordula erfahre ich auch, dass Sven de Vries seinen Betrieb gar nicht so weit weg hat. So verabreden ich mich auf einen Besuch dort.
Mit einem großen Topf Schafhack-Chillie vom Tag zuvor mache ich mich abends auf den Weg.


Da habe ich die Schafe schon gezielt schnell voll gehütet und den Nachtpferch größer als üblich gestellt, aber mit der Stunde fahrt ist es dann doch halb zehn bis ich ankomme.
Bei lecker Essen sind wir schnell in der klassischen Schäferunterhaltung. Klatsch über Kollegen, Betriebe, besonders den auf dem wir beide schon gearbeitet haben, Schafe, Flächen, all das was Schäferherzen bewegt.
Ein rundum schöner Abend.
Bis ich aufbreche ist es zwölf. Naja, waren auch nur zweieinhalb Stunden.
In google die Route eingespeichert, eine Stunde Rückweg.
Ich fahre wie im Autopilot.
Nicht mehr denken, soooo müde.
Ein Uhr, endlich, mein Bett ruft so laut!
Seltsam, von dieser Seite bin ich noch nie in de Ort gekommen?
Hm, nichts vertraut hier.
Angehalten, aufs Navi geguckt.
Es gibt zwei Orte mit diesem Namen!
Eins in Baden-Württemberg.
Und ich bin in dem in Bayern.
70 Kilometer, über eine Stunde, von meinem Ziel entfernt.
Wo ist der Kopf explodier Emoji?
Und mein Tank ist leer.
Richtig leer.
Damit komme ich nicht mehr Heim.
Kein Portemonnaie, keinen Personalausweis, keine EC-Karte.
Doch in meinem Handyfach ist noch ein Fuffi.
Und tatsächlich findet sich eine Tankstelle mit Nachtschalter.
Zu Müde, um zu registrieren wie viel Glück ich doch habe.
Da stehe ich, Tankpistole im Auto, schaue den fliegenden Nummern zu.
Gott, bin ich müde!
45, 46, 47, …
Haaaaalt! Stoooop!
48,93 Liter.
58,67 Euro.
Starr!
Starr!
Ich habe tatsächlich die Liter beobachtet, nicht die Euro.
Also erstmal das Auto auf den Kopf gestellt. Irgendwo finden sich doch immer noch ein paar Groschen.
Groschen?
Ja.
Drei Euro und ein bisschen.
Da fehlen noch FÜNF Euro!!
Im Kopf fühle ich mich wie ein Zombie.
Wahrscheinlich wanke ich ähnlich, zum Nachtschalter, warte, bis das Mädchen hinter der Scheibe ein Nicken gibt.
Die Arme, wird jetzt wohl gleich die Polizei rufen müssen.
Ich bin nicht mal mehr zum Bitten oder Jammern in der Lage.
Erkläre kurz die Situation und halte den Fuffi und die Groschen hoch.
Sie sagt, ich soll sie in das Schubfach einlegen.
Sie entnimmt das Geld und zählt.
Ich starre.
Nun dreht sie sich weg, nimmt das Trinkgeldsparschwein und schüttelt den armseligen Inhalt auf den Tresen.
Ich starre.
Sie zählt die nächsten Groschen.
Ich starre.
Sie greift in ihre Hosentasche. Zieht ihr Portemonnaie heraus.
Ich starre.
Sie zählt das fehlende Geld von ihrem eigenen ab, rechnete ab und gab mir die Quittung.
Ich stammelte ein fassungsloses Dank.
DANKE! DANKE!
Zurück im Auto bin ich am Grübeln, irgendetwas, wie ich meinen Dank zeigen kann?
Hmm. Mein Blick fällt auf den USB Stick fürs Autoradio.
Ich ziehe hin und gehe zurück zum Schalter.
„Magst Du Linkin Park?“
„Hm, Joa. Welches Album?“
„Alle.“
„Ja.“
Ich gebe den Stick durch und bedanke mich noch einmal.
Wenn ich es richtig habe, hat sie jetzt auch eine Version meines Fantasybuches, das mit der Weile im Lektorat ist.
Nun eine Stunde nach Hause. Es ist nach zwei Uhr in der Frühe, bis ich endlich ins Bett falle.

Wollt Ihr jetzt noch hören, dass ich am nächsten Abend, zufrieden nicht kochen zu müssen, den letzten Rest von dem Chilli gegessen habe?
Und das normalerweise gekochtes Essen ja problemlos zwei Tage hält.
Aber nicht, wenn es bei dieser Hitze solche Strecken zurück gelegt hat.
Zwei Stunden später beschließt mein Körper, dass dies eindeutig nicht mehr genießbar war und schnell wieder raus muss.
In einer Nacht drei Kilogramm abnehmen, auch nicht schlecht.
Und ich bin einfach nur froh.
Es hätte schlimmer sein können.
Ich hatte schon einmal einen Magen-Darm-Infekt bei dem wirklich nichts mehr ging.
Und was tun, wenn die Herde laufen muss. Keiner da ist, um einzuspringen?
Ein Problem vor dem so viele Schäfer immer wieder stehen.
Doch ich schaffe den Tag.
Ich schaffe die Tage.


Zurück geht es in die Eifel, dort weiter arbeiten.
Ich bekomme den Anruf der Schwabenland Chefin, den ich etwas gefürchtet habe.
Wir hatten die Betriebsübergabe nur am Telefon gemacht, waren uns nicht begegnet.
Und nun fürchte ich, was ich wohl alles verrissen habe.
Aber nein, sie ist hochzufrieden wie sie ihren Betrieb, die Gärten, die Hühner, Hunde und natürlich Schafe vorgefunden hatte.
Aber sie möchte mir doch noch sagen, dass sie wirklich denkt, ich soll mehr auf mich selbst achten.
Ich arbeite zu viel, fahre zu lange Strecken und die dauernden Betriebswechsel sind auch nicht gut.
Ich starre durch den Telefonhörer.
Das sagt mir hier gerade eine Schäferin!
Ja, ich sollte.




Freitag, 2. August 2019

A lamb story in June 2019


Truth is, I don’t like little problem lambs anymore.
So many, many, many years now.
It’s not that I’m not taking care.
I do.
To look after every lamb that wants to life, is my duty and honour. Sometimes this needs hard decisions and be sure I always try to do my best and am never ever unfeeling.
Yesterday’s story (lamb stories for me, always a sheep tale too).
It is the first day of taking over the flock and tending. I just tended them two times last fall.
It is a very, very frustrating experience. I call the sheep, they look at me and run in the other direction. So I have to work the dogs and press the flock by force into obedience.
I have really good dogs, and mostly it works.
Just the few who split away, jump the fences, run into the woods, let me search for n hour and don't come back until evening.


Sheep need a long time to trust you. But if you really gaine it, they are true to you, what ever will come. In that way I am a sheep. And I so love to be the leader of the flock, feel their affection and the orienting after my saying.
So even knowing all that, I am right in this frustrating moment.
The flock has some new born lambs, not much, round about 50, not a real lambing season. It makes things worse, cause Ylva, my main oldgerman sheepdog, is afraid of new and overly protective mums. With this, most of the work falls on Lillebror. He is very strong willed, but not so exact. I already start loosing my voice.
In all this trouble, I make out two lambs who seem very dehydrated. I catch them and for both is clear that there isn't a mum any more. So they should come home.
But first things first, it gets hotter by the minute. So I manoeuvre the flock to the pasture, were this romantic, peaceful pick comes from.


1,5 hours later, the sheep decide that 91°F is way to hot for food and leave on their own.
But sure, they forget two sleeping lambs. As I wake them up, they don't see the ewes and surly run the other direction.
Yeah, catching lambs in this lovely weather!
Finally I get them and can carry this sweeties to there mothers.
Water time.


Lucky enough, I already filled the tubs. Some Idiot has run his car against our water hydrant and crushed it. Yea, ok, I was longer gone then planned after all.


Finally I can pack the motherless and drive home.


There, I worm some milk and the two are immediately drinking from the bottle. Perfect.





Midday, time to do nothing but suffer the heat.

So hot!
It’s evening until it cools down a little. So I am back at the pen, do some new fence building for dessert later.
Now the sheep. Two newborns, no mothers in sight. It is a very natural sheep breed, so they do place their lambs like deer somewhere. Nothing to worry about.


We are going, back to shepherding romantic.
And it really is!
Finally the sun goes down, cool air, grazing sheep, working dogs and me, just being.


The next ewe gives birth, twins.


And, yeah, everything is perfect. Easy birth, healthy lambs, enough to drink. That’s what I still love watching. A loving mum with her beloved babies.
It’s getting dark, back to the pen. Of course, I have to carry the newbies.
Feierabend.
Glowworms dancing in the dark.
Oh, this one day is already to much to read. But I think you are getting a picture.