Schäferkarre,
nicht zu verwechseln mit Schäferkarren.
Die Top
10 warum Du einem Schäfer nicht die Karre, oder auch Auto, klauen
solltest:
10. Es
hat nur eine Reichweite von 30 Kilometer bevor es überhitzt, trocken
läuft oder anderweitig den Geist aufgibt.
9. Nur
der Schäfer weiß, wie man die Tür auf und wieder zu bekommt
8. Es
ist schwer, schnell zu fliehen mit all den abgebrochenen
Zaunpfahlzinken, leeren Blauspreydosen, Colaflaschen, Strohbändern,
nassen Lieferscheinen und alten Spritzen die um einen rumfliegen
7. Es
dauert ewig bis die Karre anspringt und wenn sie es dann tut, kommen
die Abgase durch den verrosteten Boden und nehmen Dir die Sicht (der
Urin der Schafe, die im Kofferraum transportiert wurden, fördert
Rost)
6. Der
Hütehund auf der Werkzeugkiste auf dem Beifahrersitz sieht
gefährlich aus
5. Das
Auto ist zu leicht zu finden für die Polizei. Die Beschreibung würde
sich ungefähr so anhören: Die Fahrertür ist Grün, die
Beifahrertür rot und an der Heckklappe ist der Abdruck von einem
Treckerreifen
4. Der
Rundballen auf der Ladefläche nimmt Dir die Sicht ob Du verfolgt
wirst. Du könntest die Seitenspiegel nutzen, wenn der eine nicht
zersplittert wäre und der andere mit Panzertape überklebt
3.
Höchstgeschwindigkeit beträgt gerade einmal 80 km/h weil sich durch
den angestauten Müll der fünfte Gang nicht mehr einlegen lässt
2. Wer
will schon ein Auto, bei dem der TÜV abgelaufen ist, das mindestens
einen Monat Wartungsarbeiten benötigt, 3000 Euro Karosseriearbeiten
und eine neue Windschutzscheibe
1. Es
ist schwer ein Verbrechen zu begehen, wenn Dich auf der Flucht jeder
grüßt
Naja,
aber immerhin steckt der Schlüssel.
Inspiriert
durch diesen Witz dachte ich, schreib mal einen Bericht über
Schäferautos.
Gleich
vorne weg, ich habe seit 25 Jahren den Führerschein und fahre
mindestens genauso lange Autos in der Schäferei. Somit sind es
Geschichten aus einem sehr langen Zeitraum.
Die Bilder haben mit den Autos in der Geschichte nur soviel gemein, als das sie in der Schäferei fahren.
Noch
nie ist irgend ein Betrieb auf die Idee gekommen, zu sagen, das Auto
kannst Du nicht nutzen, das ist nicht verkehrstüchtig. Nein, Schafe
wollen versorgt werden!
Besonders
die Beleuchtung sowohl bei Auto, als auch Hänger hält dem
Schäfereialltag schlecht stand. Gerade Blinker. Die funktionieren
doch wirklich selten. Was heißt, beim abbremsen zum links abbiegen,
besonders in Feldwege, immer erst die Autos hinter einem vorbei
lassen, denn die wissen nichts von Deinem Vorhaben.
Spannend
ist auch, wenn Du mit dem Auto links blinkst, der Hänger dann aber
rechts anzeigt. Hier heißt es, Konzentriert bleiben und überlegen,
wem man nun was anzeigen will.
Wenn
nun gar kein Licht funktioniert, versucht man natürlich die Fahrten
auf das Tageslicht zu Beschränken. Dumm nur, wenn man im Winter um
halb drei Nachmittags in den Feierabendverkehr
gerät
und es dann nicht ganz schafft. Und doch mutig im Zwielicht seinen
Weg nach Hause fortsetzt, begleitet von Lichthupen und tatsächlichen
Hupen.
Ärgerlich
auch, wenn man im Stockdunkeln unterwegs ist und das Licht auf der
Landstraße von einer auf die andere Sekunde ausfällt. Da hilft nur
mit Warnblinker und Hoffen weiterzufahren.
Die
Autobahnfahrt mit Hänger bei der plötzlich unter den Armaturen
Rauch aufstieg, werde ich auch nicht vergessen. Das Auto am brennen!
Doch als ich rechts ran fuhr, es ausstellte, hörte das Schmurgeln
auf. Licht abgeklemmt, immerhin war es Tag, weiter ging es.
Auch
schön, wenn der Gang für die schnelle oder langsame Übersetzung ab
und an rausspringt. Nun soll man natürlich auf keinen Fall während
der Fahrt mit Gewalt wieder Einkuppeln. Nein, dass Auto muss
ausrollen und erst im Stand wird geschaltet. Wunderbar, wenn man so
mit Schafen auf dem Hänger 200 Kilometer vor sich hat. Springt der
Gang auf der Autobahn raus, kann man ja auf dem Standstreifen
ausrollen. Ärgerlicher ist es, auf Abfahrten oder Zubringern. Aber
auch diese Tour ist überstanden.
Reifen
hingegen sind meist erstaunlich Robust, tragen den Schäferalltag
verlässlich mit.
So kann
ich mich nur an zwei Platten überhaupt erinnern.
Bei dem
einen war ich zum Glück gerade in einem Feldweg, natürlich mit
Hänger und weit, weit von Zuhause. Während ich noch am probieren
war, die lange Stange durch das Loch einzuführen um das Ersatzrad
vom Unterboden des Hilux los zu kurbeln, kam von hinten ein weiterer
Geländewagen mit Hänger. Dem blockierte ich natürlich die
Fahrbahn.
Aber
wir sind auf dem Land, da wird nicht gehupt und gezetert, da wird mit
Hand angelegt.
Nach
dem wir den kaputten Reifen runter hatten, zeigte sich das ganze
Ausmaß. Die Blattfeder war gebrochen, ausgeschert und hatte den
Reifen aufgeschlitzt. Da blieb nichts anderes, als platt zu gehen.
Doch
meine freundliche Hilfe hatte einen Vorschlaghammer auf seinem
Hänger, mit dem schlug er die Feder zurück an ihren Platz. Und ich
hatte Spanngurte dabei, so ließ sich das ganze fixieren.
Ersatzreifen
aufgezogen, mich herzlich für die Hilfe bedankt und weiter ging es.
Die
Nichtschäfer schütteln vermutlich ihren Kopf, die Schäfer hätten
sicher noch jede Menge wesentlich bessere Geschichten auf Lager.
Und
ich? Mich für einen Chef in eine Schäferkarre zu setzten, mich dem
Abenteuer auszusetzen, macht mir Spaß, denn ich trage nicht die
Verantwortung und es hat etwas vertrautes. Mit solchen Autos bin ich
groß geworden.
In
meiner Kindheit, da war der R4, mit dem sind wir bis nach Frankreich
ans Meer gefahren. Ich schlafend auf der Rückbank, mein Bruder auf
der Hutablage. Berge konnte man mit diesem Auto nur erklimmen, wenn
einer vorne auf der Motorhaube saß.
Oder
das Auto, dass immer am Hang geparkt wurde, damit es beim Anrollen
ansprang.
Und am
besten, die Ente, bei der jemand an der Kreuzung rauspringen musste
und vorne kurbeln.
Meine
ersten Autos waren nicht besser, der von mir sehr geliebte Toyota
Tercel, der zum Ende Kaffee im Filter brauchte.
Danach
der VW Passat, bei dem ich zu Anfang noch über die Beifahrertür
rein kam, zum Ende nur noch durch den Kofferraum. Bei ihm musste ich
mit dem Hammer auf den Anlasser schlagen, damit er ansprang.
Und der
Nissan Micra, der im Stadtverkehr gerne heiß lief. Da half nur
Innenheizung auf volle Pulle, damit die warme Luft aus dem Motorraum
kam. Total egal, dass draußen auch über 30°C waren.
Erst
heute, mit den langen Strecken die ich als Betriebshelfer zu fahren
habe, ziehe ich ein etwas zuverlässigeres und dann leider auch
teures Auto vor.
Fragt
sich nun einer, was die Gesetzeshüter von solchen Eskapaden halten?
Also,
das ist nur eine Vermutung, aber ich glaube, es geht ungefähr so:
Junger
Kollege: „Guck mal, bei dem Auto ist der Auspuff mit Strohschnur
festgebunden!“
Älterer
Kollege: „Schau mal, wie hier die Wiesen blühen!“
JK:
„Aber die Karre dort! Da ist ein Schaf auf dem Rücksitz!“
ÄK:
„Die Wolken heute sind auch toll. Richtige Schäfchenwolken!“
JK:
„Der hat nicht geblinkt! Er hat mit der Hand das Signal zum
Abbiegen gewunken!“
ÄK:
„Komm lass schon. Er ist abgebogen. Den Papierkram willst Du Dir
nicht wirklich antun!“
JK:
„Papierkram? Lassen wir.“
Nur
eine Vermutung.
Aber
angehalten wurde ich in all den Jahren nur zwei mal.
Das
eine mal: „Also, meine Kollegin wollte es gar nicht glauben. Aber
Ihr Hänger hat schon seit über einem Jahr keinen TÜV mehr. Wir
mussten sie einfach anhalten. Hier, ich gebe ihnen einen Zettel, den
senden sie in einer Woche mit dem neuen TÜV Beleg zurück. Was haben
sie denn für tolle Hunde auf dem Rücksitz! Die hüten so richtig
Schafe?“
…
Und das
andere mal: „Sie wissen schon, dass an ihrem Hänger das Licht mit
Band angetüddelt ist und auf den Reifen keinerlei Profil?“
„Ja.“
„Eigentlich
dürften sie so nicht weiter fahren. Wo wollen sie denn hin?“
„Jardelund.“
„Jardelund?
Wirklich?“
„Ja.
Die Schafe stehen im Jardelunder Moor, warten darauf, dass ich sie
hüte.“
„Jardelund!
Unglaublich! Echt unglaublich. Wissen Sie woher ich komme?“
„Nein.“
„Aus
Jardelund.“
„Echt?“
„Ja.
Wissen Sie, hier, ein Zettel, die Fehler müssen sie schon beheben
lassen. Aber fahren sie mal weiter. Mensch, nach Jardelund!“
Kommen
wir noch zu etwas völlig anderem.
Etwas
in eigener Sache.
Ohne
Schafe.
Mein
Buch wird veröffentlicht!!!
Ein
Fantasy-Roman.
Nicht
nur irgendeiner, denn dies ist mein absoluter Herzenswunsch.
Und der
wurde von dem Verlag Weltenschreiber angenommen.
Weltenschreiber
Weltenschreiber
Vielen
Dank Swetlana Neumann.
Sagt
nun der ein oder andere, ach, ich hätte ja gerne die
Schafgeschichten in Buchform. Da kann ich nur sagen, mein blog läuft
nicht davon. Und ja, ich habe nicht ganz so viel Energie in die
Verlagssuche dafür gesteckt, ich gebe es zu.
Mir
bedeuten die Schäfereiberichte sehr viel!
Aber
sie gehen doch immer nur um mich, um mein Leben.
Eine
Fantasy Geschichte schreiben zu dürfen, ist das genau Gegenteil.
Ich
tauche ein in eine fremde Welt, erlebe fremde Dinge, spüre mit
fremden und doch so vertrauten Menschen mit. Das schreiben fühlt
sich immer etwas so an, als dürfe ich an einem lebendigen Geschehen
teilhaben, als wäre es gar nicht meine Kreation. Gerade die
Protagonisten machen das all zu oft sehr deutlich, in dem sie mich,
freundlich gesagt, gerne überraschen. Oder auch die Wände
hinauftreiben, mit ihrem Starrsinn!
Wer von
Euch also nicht nur Schäfereiberichte spannend findet, sondern sich
auch für meine Art zu schreiben begeistert, darf sich freuen und
aufgeregt sein!
Ich bin
es auf jeden Fall!
Vielen
herzlichen Dank!
Liebe
Grüße
Anna