Freitag, 29. September 2017

Jungschäfertreffen mit Leistungshüten im Juli 2017


Jungschäfertreffen.
Ja, ich gebe es zu, so richtig hab ich da nichts mehr verloren.
Aber willkommen war ich trotzdem und auch nicht die einzige die nicht mehr ganz so frisch in die Welt schaut.
Gastgeber war die Schäferei Gerlach in Braunfels, die dies zum zweiten Mal übernahm und mit einem unglaublichen, ehrenamtlichen Engagement dafür sorgte, dass es ein rundum gelungener Abend wurde. Natürlich auch Dank der vielen freiwilligen Helfer und großzügigen Spenden von Firmen und Fachverbänden.
Um die sechzig Leute waren gekommen und genossen leckeres Essen, Getränke und Schäfergespräche.
Das Motto war „Wir malen unsere Zukunft“ und so gab es einen Impulsvortrag von Heinz-Gerhard Franz vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen zum Thema Hofübernahme. Das war wirklich sehr interessant.
Geschlackelt habe ich bei den Geldsummen die es zur Finanzierung benötigt.
Da sollte das Konzept und die Planung doch sehr genau sein, bevor man solch einen Schritt wagt.
Wobei ich damit keinen jungen Schäfer entmutigen möchte, seinen Traum zu verfolgen!
Für mich fällt mir da nur wieder der bärtige Satz ein:
Ich bin zu alt für diese Scheiße! (Bruce Willis at his best!)
Danach erarbeitete Dr. Ilona Gebauer von der Region.Marketing GmbH in Friedberg mit den Zuhörern die „Zukunftsfähige Schäferei 2017“.
Der Abend verging wie im Flug mit netten neuen und alten Bekanntschaften und all den spannenden und interessanten Schafthemen.
Wo wir doch oft als einsame Streiter gegen Windmühlen kämpfen, ist so ein Zusammentreffen einfach wichtig, fördert unser Selbstbewusstsein als Schäfer.


Das gleiche gilt natürlich für das Leistungshüten am nächsten Tag.
Acht Hüter waren gemeldet, unzählige Zuschauer, viel Fachpublikum aber auch einfach Interessierte waren zu gegen.


Dazu ein Stand der für das leibliche Wohl sorgte und zwei Stände die all das anboten was jedes Schäferherz höher schlagen lässt, sei es Ohrmarkenzange, Flaschensauger, Klauenmesser oder Anstecker, Hut und Schwarzhemd.
Leider sagte am Abend vorher der eine Richter unerwartet ab, so musste die Veranstalterin spontan einspringen und hatte nun zu der ganzen Organisation zu richten. Danke dafür und auch alles andere.
Aus der großen Merinoherde waren 250 gleichmäßige Schafe aussortiert worden, dazu ein paar Ziegen, bewusst all die Leittiere wählend und die Lumpen eben nicht.
Die Herde dieses Traditionsbetriebes wird jeden Tag, Sommer wie Winter mit optisch sehr unterschiedlichen Altdeutschen Hütehunden gehütet. Also beste Voraussetzungen für das Leistungshüten mit lauter fremden Hunden.
Einziger Nachteil, es ist keine Herde mit der Preishüten geübt wird, was heißt, sie werden praktisch gehandhabt. Beim Ausfahren wird der Zaun geöffnet, gerufen und dann losgezogen. Da brauchts keine enge Öffnung, keinen Hund am Eck.
Dazu ist es ein Schäferinnenbetrieb, eine Mädchenherde. ;)
So hatten es die Hüter dann auch nicht einfach.
Öffneten sie die zwei Felder, stellten den Hund ans Eck und riefen, kam kein Schaf aus dem Pferch.
Es blieb nichts anderes übrig, als den Hund weiter rein laufen zu lassen und ihn erst mit der anziehenden Herde (die Tiere bewegen sich zum verlassen des Pferches) an die Ecke zu positionieren.
Das war nicht leicht, besonders, da die Schafe wirklich nicht wollten.
So musste der Hund deutlich machen, dass sie zu Laufen hatten. Dieser Druck durfte aber nur sehr vorsichtig durch laufen und der Hundeposition erfolgen.
Wendete der Hund nun Gewalt in Form von Greifen oder Bellen an, kamen die Schafe natürlich sofort, das war ja eine klare und deutliche Ansage.
Gleichzeitig versaute man sich damit aber das weitere Hüten.
Schafe sind Gewohnheitstiere, sie mögen ein überschaubares, sicheres, behütetes Leben.
Jede Unregelmäßigkeit darin finden sie scheiße und reagieren dann mit Verweigerung. Was heißt, sie laufen zusammen, bleiben dicht beieinander stehen und verweigern das Fressen.
So ist ein Leistungshüten eh schon schwierig für sie. Ist dann ein fremder Hund zu drastisch, sind sie ab dem Moment auf totalem Habacht, besonders auch vor dem doofen Hund und verweigern noch mehr.
Ich selbst erinnere mich, dass ich Monate gebraucht habe, um genau diese Herde dazu zu bringen mir freiwillig zu folgen. Davon hatte ich schon mal berichtet, um so berührender ist dann, dass die Schafe ihr einmal gefasstes Vertrauen auch über längere Abwesenheit meinerseits halten.


Nun kann man sich natürlich Fragen, weshalb zwingt man Tiere zu etwas, was sie nicht wollen. Wozu ein Leistungshüten? Befriedigt das nicht nur uns Menschen auf Kosten der Tiere?
Ein Leistungshüten ist weit mehr, als ein sportlicher Wettkampf unter Schäfern.
Natürlich geht es auch darum sein Können zu messen und auch das ist wichtig, schafft es doch ein Augenmerk darauf, was alles möglich ist mit Hund und Schaf.
Jedes verletzende Verhalten von Hüter oder Hund wird mit sofortigem Unterbrechen geahndet, etwas, was ich aber noch nie gesehen habe.
Aber auch jedes gröbere Herangehen des Hundes oder genervtes, aggressives Auftreten des Schäfers wirkt sich auf das Hüten und die Leistung aus. Eben nicht nur durch Punktabzug, sondern durch unkooperative Schafe.
Leistungshüten sind der Anlass, bei dem sich Schäfer zum Austausch treffen, eine Kultur am leben erhalten, die älter ist als alt.


Eine weitere Frage die häufiger gestellt wird: Ist es überhaupt zulässig, Tiere zu etwas zu zwingen, zu dem sie keine Lust haben?
Immer öfter begegnet einem die Ansicht: Nein. Ein Tier muss ohne Zwang leben können, alles andere ist nicht Artgerecht.
Was beim Schaf hieße, Klauenschneiden, Entwurmen, überhaupt jede Krankheitsbehandlung sei Quälerei.
Die zwei Minuten im Jahr in denen das Tier geschoren wird, sei nicht zumutbar.
Und da das so sei, Schafe aber nicht ohne Schur leben können, da Wolle nun mal von Menschen so gezüchtet wurde, dass sie geschnitten werden muss, dürfte es keine Schafe mehr geben.
Klingt verrückt, aber die Tierrechtsorganisation die das fordert, tötet auch Hunde, um sie vom Joch der Menschen zu befreien.

Wer nun den Kopf schüttelt und sagt, ach, das sind doch nur ein paar Spinner, der verpasst unter was für einem Druck wir Tierhalter schon stehen.
Da gibt es Anzeigen, weil Schafe in ihrem natürlichen Umfeld der Witterung ausgesetzt sind.
Oder weil sie nur zur Tränke gehütet werden und nicht permanent rund um die Uhr Wasser zur Verfügung haben
Und ich frage mich, was das ist, was Menschen dazu bringt, mit Tieren mitzufühlen, genauer sich vorzustellen, dass wenn sie ein Schaf wären, sie doch darunter Leiden würden. Denn es ist ja kein wirkliches Mitfühlen, da es dem Tier in keinster weise schlecht geht.
Und warum geht es immer nur um Tiere, interessiert es irgendjemand, ob Menschen vielleicht zu lange Arbeitstage haben, ihnen Dinge zugemutet werden, die sie nicht mögen?
Aber nein, der Mensch, der ist ja der böse, das schlimmste Raubtier unseres Planeten. Mit ihm braucht es kein Mitleid, da wäre doch eine gewisse Reduktion sinnvoll.
Dann hätte die Natur die Chance zurückzukehren.
Der Mensch hat in der Natur nichts verloren, bedroht das natürliche Gleichgewicht.
Um da mal einen Zahn zu ziehen: Natürliches Gleichgewicht im Sinne von harmonischem Zusammenleben der Mitgeschöpfe gibt es nicht!
Es ist immer ein fressen und gefressen werden.
Geht es der einen Spezies gut, vermehrt sie sich so stark, bis es zur Überpopulation kommt und erscheint nicht ein Lebensraumkonkurrent, der besser ist, diesen auszufüllen, kommt Krankheit oder die Ressourcen brauchen sich auf.
Die einzige Spezies unseres Planeten die tatsächlich in der Lage wäre ein natürliches Gleichgewicht im Sinne vom harmonischem Zusammenleben der Mitgeschöpfe herzustellen sind wir Menschen.
Damit der Mensch etwas schützt, was nicht sein eigen ist, muss es ihm vor allem erstmal so gut gehen, dass er über den eigenen Tellerrand des Überlebens hinaus schauen kann. Und er schützt nur was er liebt und liebt nur was er kennt.
Zu glauben wir könnten den Planeten aufteilen in Menschenhochburgen und Natur ohne menschlichen Kontakt führt zu einer Entfremdung, einer Verarmung, die am Ende doch nur wieder zu Naturzerstörung führt.
Menschen die im Einklang mit Tier und Natur leben, und bei denen es nicht jeden Tag um die eigene Existenz geht, dass sind Menschen die unseren Planeten erhalten.
Wir Schäfer sind solche Menschen.
Wir pflegen und erhalten die Landschaft, schaffen Oasen der Erholung, auch für Städter.
Nicht nur, weil es ein vergnügen der Sinne ist über Schafweiden zu wandern.
Ich erlebe es immer wieder, dieses breite Strahlen auf den Gesichtern der Vorbeikommenden, wenn ich mit der Herde wandere. Dieses Daumen hoch und: „Toll das es sie noch gibt!“, „Weiter so!“, „Was für ein schöner Anblick!“.
Unsere Schafe sind jeder Witterung ausgesetzt und ja, manchmal ist das Wetter so hart, dass es den Tieren unangenehm ist. Aber das gehört zum Leben dazu, wer nicht die Kälte gespürt hat, weiß die Sonne nicht zu schätzen und wer nicht unter der brennenden Sonne gelitten hat, freut sich nicht auf die Kühle der Nacht.
Da unterscheiden wir uns kein bisschen vom Schaf!
Wir Schäfer wissen was wir unseren Tieren zumuten können und was nicht, wann schnelles Handeln gefragt ist.
Ja, wir entscheiden auch über Leben und Tod, essen unsere gehegten und geliebten Tiere.
Es gehört zur Natur dazu!
Nur wer in der Stadt lebt, seine Nahrung im Supermarkt kauft, kann wirklich glauben, dass der alleinige Verzicht auf tierische Produkte schaden von der Natur fern hält und Leben erhält.


Wer glaubt, dieses Thema wäre ein Randgruppenthema, der sollte sich mal mit Tierhaltern unterhalten. Natürlich berichte ich lieber über die Begeisterten, aber leider kann nicht nur ich, sondern auch jeder andere von Anfeindungen, Verdächtigungen und Anzeigen berichteten.

Nun bin ich ganz schön abgeschweift.
Kann passieren ;)
Um den Bogen zurück zum Hüten zu schlagen.
Auch dort, wo so viele Schäfer zusammentreffen, bleibt das leidige Thema der Gängelung nicht aus.
Ich unterhalte mich gerne mit Freunden und Bekannten, aber genauso gerne lausche ich Geschichten von Fremden. Ein Gespräch zweier Schäfer ist mir besonders im Gedächtnis hängen geblieben. Der eine erzählt, dass er ein Schaf draußen auf der Weide hatte, welches ein Bein gebrochen hatte. Ein engagierter Retter hatte sofort den Amtstierarzt verständigt, der vor Ort kam, als er das Schaf nach Hause transportieren wollte. Der Amtstierarzt empfand diesen Transport als Quälerei und verlangte das sofortige einschläfern des Tieres. Dem widersprach der Schäfer vehement. Das Bein sei behandelbar und außerdem ist das Schaf tragend. Der Amtstierarzt war aber nicht von seiner Meinung abzubringen. Schäfer bleibt Schäfer, so ignorierte er das Gezeter, lud das Schaf ein, fuhr es Heim, schiente das Bein und das Schaf konnte seine Lämmer aufziehen.
120,- Euro Strafe, wegen tierquälerischem Transport.
Daraufhin erzählte der andere Schäfer, dass er einen alten Hund gehabt hatte, der einen großen, nach außen wachsenden, inoperablen Tumor hatte. Noch war der Hund aktiv, so weit, dass er Lust hatte, mit zum Hüten zu kommen.
Hütehunde, die Jahrelang ihren Dienst an der Herde verrichtet haben, kann man schlecht in die Rente zwingen. Sie freuen sich wie Bolle, ihren Kräften entsprechend, mit raus zu den Schafen zu dürfen. Nicht, dass sie da noch irgendeinen Sinn erbringen, aber sie doddeln halt mit, schnüffeln hier und da und machen mal den dreisten Junghund zur Sau.
So auch dieser alte Hund.
Natürlich musste irgendwer das Anzeigen und der Amtstierarzt erschien, stufte das Leben des Hundes als qualvoll ein und verlangte die Tötung. Der Schäfer hatte noch versucht, das zu umgehen, in dem er den Hund versteckte und behauptete, er wäre schon tot. So kam der Tierarzt auf der Suche nach dem Hund...
Und da sind wir bei den Amtstierärzten, die absolute und willkürliche Macht haben.
Gleich vorne weg, es gibt sie, die Guten!
Amtstierärzte die sich tatsächliche praktische Fachkompetenz angeeignet haben, zu denen man als Tierhalter mit seinen Sorgen kommen kann, die einen mit ihrem Wissen unterstützen und die auf Grund ihres Fachwissens auch kein Problem damit haben, sich aufrecht gegen ahnungslose Anzeigewütige zu stellen, diese sogar mit ihrem bestimmten Wissen zur Ruhe bringen.
Leider, leider gibt es eben auch viele andere. Eingestellt weil sie sehr gute Zeugnisse haben, schnell durch Schule und Studium gekommen sind, immer noch ein überaus nicht überzeugende Messlatte für Qualifikation.
Fragt mal einen Tierarzt wie viel er im Studium zum Schaf hatte.
Ha, ha.
So brauche ich den meisten nicht Mal Böswilligkeit für ihre Drangsalierungen gegen Schäfer vorwerfen. Sie knicken einfach gegenüber den Tierretteranrufen ein. Und die gibt es in Massen. Doch nur weil zehn Leute eine Sache lauthals beklagen, heißt es noch nicht, dass sie falsch ist.
Ich erinnere mich noch an eine Situation, ich stehe beim Hüten, es regnet Bindfäden, mein Hut ist durchweicht, das Wasser läuft mir schon die Backen hinunter. Der Regen trommelt auf meinen Umhang, die Hunde haben unter diesem Schutz gesucht. Die Schafe stehen, den Hintern zum Wind, gelassen wiederkäuend, das stärkste abwartend.
Da klingelt mein Handy.
Wie das jetzt aus der Tasche kramen?
Mit klammen Fingern ziehe ich es aus der Jacke, schnell unter den Hut ans Ohr.
Es ist der Förster, er hätte heute schon sieben Anrufe bekommen, dass auf der einen Fläche, die ich von ihm habe, Schafe im Regen stehen.


Zum Glück ist der Förster ein verständiger Mensch und wir grummeln und lachen gemeinsam.
Ja, das ist, was ich mir von einem Amtstierarzt wünsche.
Sich über die Ansprüche der Tierhaltung informieren und dann für diese und deren Halter da sein.

Vielleicht noch als kleiner Tipp, für Menschen, die Missstände bei einem Tier entdecken. Der erste Ansprechpartner ist nicht der Amtstierarzt, es ist der Tierhalter selbst.
Wer den nicht gerade beschimpft, anschreit und mit Vorwürfen überhäuft, sondern nett, freundlich und interessiert fragt, wird im allgemeinen eine kompetente, erklärende Antwort erhalten. Es ist einfach so, dass wir Schäfer uns von morgens bis abends, oder schon besser von morgens bis morgens, nämlich rund um die Uhr, mit dem Wohl unserer Tiere beschäftigen. Selbst die Gespräche unter uns Kollegen gehen meist nur darum. So antworten wir auch gerne auf interessierte Fragen.
Ist eine Herde unbehütet und einem fällt etwas ins Auge, ist auch dann sinnig, erst einmal den Schäfer ausfindig zu machen, der freut sich über hinweise. Sind die Tiere die einem auffallen mit einer Farbe extra markiert, kann man sich entspannt zurück lehnen, sie sind bereits in Behandlung.

Ist ja gut, ist ja gut.
Ich kehre zu dem Leistungshüten zurück.
Es war eine Freude den unterschiedlichen Hütern zuzusehen.
Merinoschafe erwarten einfach eine gute faire Behandlung, sonst stellen sie das Fressen und Nachlaufen ein.
Somit muss man sie entschlossen und gleichzeitig mit Samthandschuhen handeln, will man ein harmonisches Gehüt mit fressenden Schafen präsentieren.
Als ich den Hütern zusah, kam mir die Lust es doch auch mal wieder zu probieren.
Nicht, dass ich gedacht hätte, ich könnte etwas besser, Gott bewahre, wirklich nicht.
Aber die Aufgabe würde mich reizen, gar nicht so sehr das Zeigen des Hundes, nein, mehr noch, die Schafe dazu zu bringen, in solch einer Situation mit mir zu kooperieren.
Damit ging der Tag auch schon zu Ende, der letzte Hüter pfercht ein.
Nun sollen die Schafe zurück zur restlichen Herde gebracht werden, eine Aufgabe für die ich mich gemeldet habe.
Ich hole die beiden Hunde.
Mein junger Altdeutscher Rüde, Lille, ist total überdreht und zappelig. Er hatte bis auf wenige kurze Auszeiten den Tag am Auto verbracht und das, wo er mich hat weggehen sehen, mit Hut und Schäferschippe.
Ich ging hüten ohne ihn!!
Wie konnte ich!
So habe ich ihn an der Leine, versuche ihm Ruhe zu zuzischen.
Am Pferch ist immer noch viel Publikum.
Und obwohl ich nicht mal weiß ob irgendwer in meine Richtung guckt, sackt mein Herz in die Kniekehle.
Ich werde so dermaßen aufgeregt, dass mein Hirn kaum funktionieren will.
Oh, du meine Güte!
Wie gut, dass ich mich nicht für das Hüten gemeldet hatte!
Ich verspreche mir sogleich, das auch niemals mehr zu tun.
Und konzentriere mich aufs ruhige Atmen.
Tief ein und aus.
Die Pferchöffnung ist links, ich muss aber nach rechts weg. Also mach ich da jetzt kein Kasperkram und öffne die ganze Zaunseite.
Die Schafe reagieren auf mein Rufen mit gucken, nicht kommen.
So muss ich Ylva, meine fünfjährige Strobelhündin, schicken.
Die steht natürlich auch unter Strom und fegt los.
Hoffentlich war sie hinten nicht zu hart!
Immerhin lässt sie sich auf dem Rückweg stoppen und die Schafe ziehen an.
Lille nerv nicht!
Keine Chance das ich Dich jetzt los mache!
Wir ziehen, um die nächste Kurve außer Sicht.
Geschafft, erstmal durchatmen, den Herzschlag beruhigen.
Krass!
Mit so einer Reaktion meinerseits hatte ich überhaupt nicht gerechnet.
Immerhin muss ich doch so oft vor anderen mein Können zeigen.
Aber egal jetzt, weiter geht es, Lille nerv nicht.
Neben uns kommt eine Wiese, ich lasse Lille los, stelle ihn auf die Wiese.
So kann er erstmal etwas Dampf ablaufen.
Nun die Landstraße überqueren, kommt kein Auto, sehr gut.
Weiter geht es am Getreide entlang. Das finden die Merinos schwer verlockend.
Ich schicke Lille.
Er fegt los und stößt dabei laute Hiffel aus.
Wird er jetzt am Weg laut?
Ein lauter Weghund ist bei fremden Herden schwierig, versetzt er Schafe, die nicht einschätzen können, was da kommt, in Panik. Also nichts für Preishüten.
Im Schäferalltag ist es eine super Sache.
Lauter Weghund bedeutet, dass der Hund beim Schicken am Weg auf seiner Bahn an den Schafen entlang nach hinten bellt, bei manchen auch eher kreischt.
Dies hat den Vorteil, dass jedes Schaf weiß, da kommt der Hund und Gas gibt, der Herde aufzuschließen, die verbotene Frucht zu verlassen. So muss der Hund nicht so hart arbeiten, nicht so oft rennen. Dies natürlich nur, wenn er dann auch Konsequenzen folgen lässt. Ein Hund der nur bellt, wird nach kürzester Zeit von den Schafen nicht mehr beachtet. Und Schafe sind sehr gut darin, am Bellen zu hören, welcher Hund da kommt.
Letzteres Problem hat Lille nicht, er hat einen deutlichen Griff und auch die Bereitschaft, gegen ein Schaf, dass nicht zur Seite springt, einfach gegen zu rennen.
So muss er, während wir am Getreide entlang ziehen, genau zwei Mal laufen und die Nascher beschließen, das Risiko lieber sein zu lassen.
Nun geht es über ein kleines Wiesenstück in den Wald, steil den Hang hinunter auf einen schmalen Trampelpfad.
Die Schafe folgen mir aufgereiht wie Murmeln.
Neben uns ein kleiner Bach, über uns die großen Baumkronen.
Sonnenlicht strahlt durch die Blätter.
Ich wandere mit meinen Hunden vor der Herde.
Und da ist er!
Der perfekte Moment!
Es ist so schön! Durchdringt mich, erfüllt mich!
Das ist es!
Deswegen bin ich Schäfer geworden.
Für jetzt.
Die Schafe, die Hunde und ich.
Wir wandern durch den Wald.
Mehr braucht es nicht! 


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